In unserer Sitzung am 09.11.2021 beschäftigte sich der Gemeinderat mit einem nicht ganz so einfachen Thema. Es ging um die Ergebnisse der „Würzburger Kommission zur Überprüfung der Straßennamen“, welche im Dezember 2020 veröffentlicht wurden. Den vollständigen Bericht findet Ihr hier.
Warum ist das für Estenfeld relevant? Die genannte Kommission hat unterschiedliche Straßennamen in Würzburg auf historischen Kontext überprüft. Dabei wurden verschiedene Abstufungen festgelegt und Empfehlungen ausgesprochen. Eine davon behandelt Nikolaus Fey, nach dem auch in Estenfeld eine Straße benannt worden ist.
Der regional bekannte Mundartdichter hat sich nach diesen Erkenntnissen mit dem Nationalsozialismus sowie dessen politischen Zielen identifiziert und aktiv in den Jahren 1933 – 1945 in verschiedener Weise engagiert.
Er war nicht nur seit 1933 Mitglied der NSDAP, sondern engagierte sich in unterschiedlichen Funktionen (sogenannter „politischer Leiter“) und Ämtern für den Nationalsozialismus. Zu seinen Aufgaben gehörte auch die Überwachung der Texte anderer fränkischer Autoren auf ihre Verein-barkeit mit der Parteilinie. „Immer wieder gestaltete Fey NS-Propagandainszenierungen mit und trug so zur Verbreitung der NS-Ideologie aktiv bei.“1
Darüber hinaus wirkte er zwischen 1942 und 1944 in der Regierung des Generalgouvernements in Krakau mit. „Die deutsche Besatzungsverwaltung dort war sehr brutal; ihr Ziel bestand darin, die lokale jüdische Bevölkerung zu vernichten und die nicht-jüdischen Bevölkerungsteile wirtschaftlich zugunsten des Reiches auszubeuten. […] Fey war Referent in der Hauptabteilung Propaganda der Regierung des Generalgouvernements, die die Aufgabe hatte, die kulturellen Traditionen des polnischen Volkes auszulöschen, die „Germanisierung“ des Raumes voranzutreiben und mit antisemitischer Propaganda die Shoa zu flankieren“1
Auf Grund dieser Tätigkeiten wurde er mit einem Schreibverbot in den Jahren 1945-1950 belegt.
Eine Distanzierung oder kritische Äußerung zu seinen eigenen Handlungen sind nach derzeitigem Kenntnisstand nicht bekannt.
Der Gemeinderat hat es sich bei dieser Thematik nicht leicht gemacht und vor allem die Anwohner*innen sowie Grundstücksbesitzer*innen der betreffenden Straße frühzeitig eingebunden. Zunächst wurden alle mit einem Schreiben informiert und Meinungen abgefragt. Am 16.09.2021 fand dann in der Weißen Mühle eine öffentliche Informationsveranstaltung statt. Als Teil der Kommission informierte Herr Prof. Dr. Peter Hoeres, Universität Würzburg, über die Erkenntnisse zu Nikolaus Fey. Weiterhin wurde die aufwändige Recherche beleuchtet und die Empfehlung der Kommission erläutert.
Dementsprechend lauteten dann auch die Beschlussvorschläge: Umbenennung, Kontextualisierungen (ergänzende Erläuterung am Straßenschild) oder Belassung der Namensgebung.
Die Mehrheit des Rates hat sich nach intensiver Abwägung der unterschiedlichen Argumente für eine Umbenennung der Estenfelder Straße ausgesprochen.
Wie dies konkret erfolgt muss zunächst durch die Verwaltung geprüft und in weiteren Schritten im Gemeinderat besprochen werden. Auch hier werden die Anwohner*innen einbezogen werden.
Neuste Artikel
Samstag, 17.05.25: Repair-Café in Thüngersheim!
Reparieren statt Wegwerfen: Unter diesem Motto findet das 4. Reparatur-Treffen in der alten Schule in Thüngersheim statt. Von 13 bis 17 Uhr unterstützen ehrenamtliche Reparateurinnen und Reparateure die Besucher dabei, Defekte an mitgebrachten Gebrauchsgegenständen zu untersuchen und gemeinsam zu reparieren. Die Veranstaltung organisiert der Ortsverband von Bündnis 90 /Die Grünen in Thüngersheim, der auch für…
Dienstag, 15.04.25: Herzliche Einladung zum Grünen Stammtisch!
Kommt vorbei zum monatlichen Stammtisch der Thüngersheimer GRÜNEN – nächstes Treffen: Dienstag, 15. April 2025 um 19:30 Uhr im Winzerhof, Veitshöchheimer Straße 29, Thüngersheim. Diskutiert mit, mit welchen Themen wir in den Kommunalwahlkampf starten – nur noch ein gutes Jahr bis zum 08.03.2026. Erzählt uns, was euch für Thüngersheim am Herzen liegt. Miteinander reden. Einander…
Erfolgreicher Rimparer Fahrradflohmarkt zum 30. Mal mit Würdigung durch Landrat und Bürgermeister
Ein stolzes Jubiläum konnten die Veranstalter da feiern, das ging aus den Worten von Margarete May-Page hervor. Als Sprecherin des Organisationsteams erzählte sie, wie Hans Ullrich, ihr Vorgänger als Vorsitzender der IGU (Interessengemeinschaft Umwelt), sich nach Partnern für den 1. Fahrradflohmarkt am 30. April 1994 umschaute und selbige in der Soli (Radsportverein Solidarität) und der…
Ähnliche Artikel